Die Idee der Achtsamkeit stammt aus der buddhistischen Philosophie. Es geht dabei um das vorurteilsfreie Erforschen des Selbst und der Umwelt, mit dem impliziten Ziel, ein bewusstes, von nur gewohnheitsmäßigen Sichtweisen freies Leben zu führen.
Ist das, was ich denke, wirklich wahr? Gibt es eine weitere Perspektive, die ich wählen könnte („Shift“) und die mir mehr entspricht und funktionaler ist? In unserem Bewusstsein können wir Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, Fantasien und Handlungen wahrnehmen und erforschen, können wohlwollend mit ihnen sein und umgestalten.
Ein achtsames Leben zu führen heißt demnach, das Leben neu zu sehen, nämlich so wie es ist und nicht durch die getönte Brille unserer Gefühle, Gedanken oder Unbewusstheit, quasi ohne „Label“.
Schritt für Schritt kann bei dieser Art Selbst- und Wirklichkeitserforschung tieferes Erkennen wachsen, sodass wir die Möglichkeit erhalten, uns bewusst auf eine alternative Realität auszurichten.
Obwohl „Mindfulness“ der buddhistischen Philosophie entlehnt ist, ist die Bedeutung von Achtsamkeit weltanschaulich offen. Ihre Wirkung auf das Gehirn wurde in unzähligen empirischen Studien in Form von randomisierten kontrollierten Experimenten bestätigt. Hier eine aktuelle Zusammenfassung der Harvard Medical School.
Achtsamkeit hat mittlerweile Einzug gehalten in unterschiedliche Fachbereiche: in die westliche Medizin, Psychologie, das Gesundheitswesens, Bildungswesens und die Wirtschaft. Es geht um Selbsterkenntnis ohne Leistungsanspruch: wertschätzend, verbunden, nicht konzeptuell, im aktuellen Augenblick. Man geht davon aus, dass Achtsamkeit eine Fähigkeit ist, die in jedem Menschen angelegt und somit jedem zugänglich ist, auch Kindern, um sich immer wieder neu mit der Gegenwart zu verbinden und aus diesem validen Kontakt
heraus zu handeln.
Das führt zu einer anderen Art von Glück, das verbunden ist und wach im Jetzt liegt. Achtsamkeit lädt ein, aus dem Hamsterrad des Tun-Modus herauszutreten und das Leben immer wieder auch aus der Seins-Perspektive heraus zu führen, um immer wieder in eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung – in eine Klarsicht – zu zurückzufinden. Dies können wir üben oder vertiefen und müssen es nicht alleine tun: Mein weites Angebot möchte Sie dabei unterstützen.
Achtsamkeit ist eine Entscheidung und eine innere Haltung, die man trainieren kann. Im therapeutischen Kontext können sich mithilfe achtsamkeitsbasierter Erkenntnisprozesse verschiedene Aspekte unserer Persönlichkeit zu einem kohärenten Selbst und facettenreicher Ganzheitlichkeit entwickeln.
Achtsamkeit und Sucht: Durch Achtsamkeit ermöglichte „Interoceptive Awareness“ und Selbstmitgefühl sind zudem, wie
Forschung belegt, die Veränderungsmechanismen und der wesentliche Schritt bei jeglicher Art der Bewältigung von
Sucht (Craving).
Dieses kann im Rahmen meines Psychotherapie-Angebots, den MBSR-Kursen oder MSC-Kursen gelernt werden.
Der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn wird als medizinischer Wegbereiter der Achtsamkeit im westlichen Kulturkreis angesehen. Im Jahre 1979 entwickelte er im Rahmen seines Lehrauftrages an der Universität von Massachusetts ein medizinisches Training zur Achtsamkeit, das er MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) nannte, was so viel wie Stressbewältigung durch Achtsamkeit bedeutet.
Dabei wird Stress als eine individuelle Reaktion auf einen subjektiv als bedrohlich empfundenen Reiz verstanden. Wenn es demnach Stress nicht per se gibt, so eröffnet ein Training in Achtsamkeit – so die Erfahrung von Kabat-Zinn – die Möglichkeit zu entscheiden, auf eine stressige Situation entweder unkontrolliert oder achtsam zu reagieren.
Diese Wahl entstehe durch Innehalten, Nicht-Identifikation („Erkenne, dass der Stress nicht du bist, dein innerster Kern.“) Erforschen („Aha, ich erlebe gerade ein Engegefühl…“) und Zuwenden als freundlichster Akt sich selbst gegenüber, Erkennen der Körpersignale, Nichtbewerten, Perspektivwechsel und Wahrnehmen der Gesamtsituation. So könne man gezielter Einfluss auf seine Re-Aktion nehmen (Kabat-Zinn, Gesund durch Meditation, 1990/2013, S. 277 ff.) und schneller zum Gleichgewicht der Homöostase zurückfinden, regenerieren.
Traumasensitive Achtsamkeit betont zudem, dass Menschen mit Traumahintergrund wie z.B. „Attachment Trauma“ oder „Komplexem Trauma“ über notwendige Variationen der Praxis zu einer nicht-überwältigenden behutsamen Annäherung und Integration Integration einst überfordernder Lebensereignisse gelangen können.
Innere und äußere Ressourcen erhöhen im Allgemeinen die Resilienz gegenüber Stress. Diese gilt es auszubauen, auch durch die Ressource Selbstmitgefühl. Achtsames Vorgehen ermöglicht schließlich in einer stressigen Situation kreativ-handlungsfähig zu bleiben und selbst bei Fehlschlägen annehmend und offen zu bleiben, um später in angemessenem Arousal analysieren zu können.
Aus seinem Wissen über die physiologische Stressreaktion konzipierte Kabat-Zinn das achtwöchige Training in Achtsamkeit, MBSR, dessen gesundheitsfördernde oder heilende Wirkung in vielen Studien wissenschaftlich bestätigt wurde. MBSR fügt u.a. achtsame Körperwahrnehmung (Bodyscan), achtsames Yoga, Meditation und den fürsorglichen Umgang mit sich selber zu einem ganzheitlichen System zusammen.
Ein wesentliches Element von MBSR ist die Konzentration auf den Atem als Verankerung in der Gegenwart und Möglichkeit des Zuhauseseins in sich selber. MBSR hat keinen religiösen Überbau und ist für alle Menschen geeignet. Die Methode MBSR wirkt vielschichtig und hilft direkt und indirekt bei der Bewältigung unterschiedlicher Probleme, da es die Gesamtpersönlichkeit, das Immunsystems und ausbalanciertere Reaktionen des autonomen Nervensystems harmonisiert und stärkt.
MBSR ist nicht nur wissenschaftlich erforscht, sondern auch Bestandteil neuester verhaltenstherapeutischer Verfahren, die Denken aus der Perspektive der Nicht-Identifikation und nur als Denk-Tätigkeit sehen. Durch diese metakognitive wissende Beziehung zu sich selber und die Achtsamkeitsübungen können wir einen anderen Umgang mit Stress lernen und den ventralen Zweig des Nervensystems stärken, uns schneller erholen.
Nur wenn wir vermeiden, den Organismus immer wieder in akute Übererregung zu versetzen, durch ruhige Atemfrequenz mit uns verbunden bleiben, können höhere Hirnfunktionen, wie z. B. die des Neocortex aktiv sein. Wir können durch Meditation tiefere Einsichten gewinnen und dadurch regulative und integrative Prozesse anstoßen. Selbstmitgefühl schafft Raum, sich Schmerzhaftem gegenüber zu öffnen, verletze Anteile verstehend zu bezeugen, zu versorgen und zu befreien.
Der Begriff Stress kommt aus dem lateinischen „stringere“ – anspannen. Die Stressreaktion meint demnach eine psychische und physische Re-Aktion des Organismus auf einen äußeren Reiz (Stressor). Dieser innere chemische Prozess will dem Körper Energie zur Verfügung stellen, ihn in erhöhte Handlungsbereitschaft versetzen. Das Herz schlägt schneller, der Atem beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich an. Gleichzeitig arbeiten die Verdauungs- und Geschlechtsorgane langsamer. Das präzisere, aber langsamere Großhirn wird ausgeschaltet, um alle Energie für eine instinktive schnelle Reaktion zur Verfügung zu haben.
Diese körperliche Reaktion auf einen Stressor ist heute noch die gleiche wie damals. Die Stressauslöser jedoch haben sich verändert. Waren es früher vor allem Hunger, Kälte und existentielle Bedrohung, so sind es heute Reizüberflutung, Zeit- und Leistungsdruck, traumatische Ereignisse sowie Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich. Damals wie heute ist es notwendig, aus dem Loop der Stressreaktion auszusteigen.
Stress ist nicht grundsätzlich negativ, er kann in handhabbarem Ausmaß motivieren und uns unterstützen, Ziele zu erreichen (Eu-Stress). Der negative Stress, der Dys-Stress schadet dem Körper, wenn er nicht wieder abklingen kann. Sowohl negativer als auch positiver Stress beeinflussen zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper: bestimmte Nervenbotenstoffe/Neurotransmitter verändern Herzschlag, Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Magensäurekonzentration und Fettsäurenkonzentration. Stressmarker, die bei der Adrenalin- und Cortisolausschüttung erhöht sind, schwächen langfristig das Immunsystem und sind Ursache einer Vielzahl von Erkrankungen.
Mögliche Auswirkungen von negativem Stress:
Da Stress zu jedem Leben dazu gehört, ist es sinnvoll, sich ihm akzeptierend zuzuwenden und insbesondere bei emotionalem Schmerz selbst-mitfühlend zu handeln. Es ist wesentlich, die Stressreaktion wertungsfrei und neugierig wahrzunehmen, persönliche Stressauslöser und -verstärker zu identifizieren und den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu erforschen und zu weiten.
Durch Habituation, Gewöhnung oder therapeutisches „Reframing“ können bestimmte Reize sogar ihre Stimulusfunktion verlieren. Jetzt kann die Zeit reif sein, sich für mehr Wohlgefühl schon während der Arbeit, im Alltag und für eine bessere Work-Life-Balance zu entscheiden.
Das Ziel achtsamen Umgehens mit Stress ist, das körperliche und seelische Gleichgewicht schneller wiederherzustellen (Homöostase), zu regenerieren und ein enges Stresstoleranzfenster zu weiten. Es ist ratsam, auch vorbeugend Achtsamkeit zu lernen, um das Resilienz-Schutzschild zu stärken oder um etwaige posttraumatische Wachstumsprozesse anzuregen.
In der Einzel-Psychotherapie, MBSR-Kursen oder MSC-Kursen erforschen Sie und arbeiten mit Ihrem persönlichen Lebensstress. Dies kann emotionale Not mildern, wenn wir mitten in der Fülle der Aufgaben des Alltags uns selber achtsam begegnen.
Mindful Self-Compassion (MSC) ist ein empirisch gestütztes, wissenschaftlich untersuchtes Training, das konzipiert wurde, um unsere Fähigkeit zu Selbstmitgefühl zu entwickeln.
Es wurde von Dr. Christopher Germer, führend in der Integration von Achtsamkeit und Psychotherapie, und Dr. Kristin Neff, Forschungsprofessorin an der Universität Texas at Austin aus unterschiedlichen Ansätzen heraus entwickelt. Die Pionierarbeit und Forschung um die Schlüsselkompetenz Selbst-Mitgefühl schlug sich exponentiell in Forschung und weiteren Therapieverfahren nieder.
Gelassenerer Umgang mit schwierigen Emotionen, Selbstfreundlichkeit statt Selbstkritik und Selbst-Mitgefühl, wenn das Leben nicht kooperiert, schaffen die Voraussetzung für einen gänzlich neuen Umgang mit sich selbst. Dies wirkt sich unvermeidbar auf unsere weiteren Beziehungen aus.
Nur wenn wir es wagen, uns unserem eigenen Schmerz zu nähern und ihn versorgen, müssen wir jene destruktive Energie nicht mehr ausagieren, projizieren, andere bekämpfen usw. Wenn wir uns zunächst dem Eigenen zuwenden und uns zunächst selbst versorgen, steht uns eine Spannbreite möglicher Antworten zur Verfügung.
MSC zielt darauf ab, die eigenen emotionalen Ressourcen zu stärken, die wir brauchen, um mit alten und neuen emotionalen Herausforderungen gut umgehen zu können.
Eine randomisierte kontrollierte Studie hat nachgewiesen, dass MSC zu einem signifikanten Anstieg von Selbstmitgefühl, Mitgefühl mit anderen, Achtsamkeit und Lebenszufriedenheit und einem signifikanten Rückgang von Depression, Angst und Stresserleben führt.
Darüber hinaus ist Self-Compassion Kernkompetenz bei vielen weiteren Störungen, da neben dem neuronalen Bedrohungs- und Antriebssystem vor allem das Beruhigungs- und Bindungssystem aktiviert wird (Prof. Paul Gilbert, CFT). Dies ermöglicht eine gänzlich neue Beziehungsgestaltung sowie anschließenden Perspektivwechsel.
Nutzen Sie MSC als Ressource bei herausfordernden Beziehungen oder Entscheidungssituationen, im schulischen Bereich, auch als Jugendliche(r) oder im Studium, bei schmerzhaften Prozessen des Alterns und Abschied Nehmens, bei Empathie- und Fürsorgemüdigkeit und bei den Herausforderungen des täglichen Lebens.
Lernen Sie Achtsamkeit und MSC in meinen MSC-Kursen in Bonn.
Durch das Üben von Achtsamkeit und (Selbst-)Mitgefühl können mit der Zeit Gelassenheit, Ruhe und Wahlmöglichkeit entstehen.
Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die therapeutischer Unterstützung im umfassenden Sinne bedarf. Durch Achtsamkeitsinterventionen lernt man, negatives Erleben zu erforschen, anzunehmen und alternativ zu handeln, traumasensitiv und selbstfreundlich, selbsttranszendent.
Folgendes Beispiel achtsamer Wahrnehmung in Kombination mit therapeutischem Vorgehen veranschaulicht, in welche Richtung innere Befreiung weist:
„Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Reisender in einem Hauptbahnhof einer Großstadt, der auf seinen Zug wartet. Ihr seelisches Leben ist wie dieser belebte Bahnhof. Ihre aversiven Gedanken, Körperempfindungen und Emotionen sind die Züge. Manche fahren durch den Bahnhof durch, manche halten an und fahren in verschiedene Richtungen weiter.
Sie steigen dieses Mal nicht ein, sondern bleiben Zuschauer und beobachten Ihre Gedanken, Körperempfindungen und Emotionen, wie sie vorbeifahren, vielleicht kurz anhalten und schließlich weiterfahren. Es ergibt keinen Sinn zu versuchen, einen vorbeifahrenden Zug anzuhalten, sich gegen ihn zu stemmen oder in ihn einsteigen zu wollen. Es macht ebenso wenig Sinn, in einen Zug zu steigen, der Sie an einen Ort fährt, an den Sie nicht gelangen möchten.“ (nach Schweiger & Sipos 2015, Variation in Anlehnung an ACT).
Genauso ist es mit Ihren Wahrnehmungen. Sie müssen jene, die Ihnen nicht nützlich sind, nicht weiter verfolgen oder sich widersetzen oder überbewerten. Wählen Sie stattdessen Ermächtigung und Selbstwirksamkeit und das Leben, das sie führen möchten… trotz und mit allem! Und siehe… aus notwendigem Handeln konnte Erfüllung werden.
Das Schlafbedürfnis ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und reicht von 6 bis 10 Stunden, wobei die Gesamtschlafdauer bei älteren Menschen etwas abnimmt.
Länger andauernde Schlafstörungen beeinflussen die seelische Stabilität und schwächen das Immunsystem, zählen zu den möglichen Ursachen der Zuckerkrankheit, hängen kausal auch mit der Ausbildung von Depressionen zusammen und sollten deswegen behandelt werden.
Sie gehören in Deutschland zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen und betreffen etwa 10 % der gesamten Bevölkerung.
Da ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf wesentlich zur Gesundheit beiträgt, sollte auf entsprechende Schlafhygiene und ein guter Umgang mit Stress geachtet werden.
Der ganzheitliche Ansatz eines Achtsamkeitstrainings ist bei der Diagnose einer Schlafstörung ratsam, um den z. B. durch Stress verursachten inneren Erregungszustand insbesondere abends wieder herunterregulieren zu können.
Da die Ursachen vielfältig sind, sollte die Lebenssituation untersucht, ein Schlaftagebuch geführt und ein Handlungs- bzw. Therapieplan daraufhin abgestimmt werden.
Generelle gesundheitsförderliche Interventionen können viele Schlafprobleme bereits lösen. Förderlich ist darüber hinaus eine achtsame, an den individuellen Bedürfnissen orientierte und strukturierende Lebensweise. Sie wirkt sich positiv auf den Schlafrhythmus und die Schlafqualität aus, sodass der Mensch auch nachts wieder loslassen kann.
Burnout wird in einschlägiger Literatur als Zustand vollkommener Erschöpfung beschrieben. Als Ursache kommen Faktoren wie Stress infrage, aber auch eine innere Disposition. Dazu gehören übertriebener Perfektionismus, extremes Streben nach Leistung mit zeitgleichem Vernachlässigen persönlicher Bedürfnisse und sozialer Kontakte, außerdem eine gering ausgeprägte Fähigkeit zu Abgrenzung und Selbstfürsorge.
Obgleich die Charakteristika des Burnout-Syndroms individuell verschieden sind, können Merkmale wie allgemeine Antriebsschwäche, Müdigkeit oder völlige Gleichgültigkeit und Hoffnungslosigkeit als Teil der persönlichen Krise festgemacht werden.
Mein Angebot ist ebenso ganzheitlich und berücksichtigt alle Ebenen anhand vielfältiger Zugänge und Methoden. Zuvorderst kommen Sie, sodass jeder Weg ein durch Sie geleitetes individuelles Vorangehen ist.
MBSR kann ebenfalls einen wichtigen Beitrag zu Resilienz (lateinisch „resilere“ – abprallen/„Widerstandskraft“) leisten. MBSR kann einem Burnout vorbeugen und nach einem Burnout helfen, reifer im Leben anzukommen.
Die Fähigkeit zur Konzentration gibt an, wie und ob ein Mensch in der Lage ist, sich auf ein Ziel fokussieren und sein Handeln danach ausrichten zu können. Man kann das Aufrechterhalten eines hohen Niveaus von Aufmerksamkeit trainieren.
Dabei helfen der Wille, das Üben, zielführende Gewohnheiten, eine entsprechende Organisation des Arbeitsumfeldes, „heilige“ Pausen (Tara Brach), freundliche Frustrationstoleranz, eine gesunde Lebensführung, Körperbewusstsein und eine positive Einstellung gegenüber der Aufgabe.
Wichtiges Therapieziel ist mehr Freude an achtsamer Bewegung, regelmäßiger Aktivität, sozialen Kontakten, um so die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben neu zu ermöglichen oder zu erhalten. Dabei können Achtsamkeit, Selbstmitgefühl, Stressbewältigung durch Achtsamkeit sowie Psychotraumatherapie helfen durch neugieriges Erforschen.
Ob unterstützend eine Bedarfs- oder Dauermedikation mit Schmerzmitteln angezeigt ist, entscheidet Ihr Arzt.
Mindfulness ist der englische Begriff für Achtsamkeit. Achtsamkeit ist eine Form von Aufmerksamkeit, die mit einer bestimmten Art der Wahrnehmung und Bewusstheit einhergeht. Der Prozess „Being mindful“ führt den Fokus der Aufmerksamkeit in den gegenwärtigen Moment. Das ist nach Kabat-Zinn, „absichtsvoll“ und „nicht wertend“.
Im Gegensatz zur Konzentration, bei der sich die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Objekt richtet, möchte Mindfulness den Blick weiten hin zu einem „Panoramablick“ (Chögyam Trungpa).
Diese Form der wachen Aufmerksamkeit kann durch Meditieren und Üben in Mindfulness entstehen. Sie wird als Präsenz bezeichnet. Der Geist ist dabei weit und nicht durch automatische Bewertungen (Vorlieben oder Abneigungen) und Voreinstellungen getrübt.
Konzentration versteht man eher als Einspitzigkeit, die sich auf etwas beschränkt. Sie ist ein Grundpfeiler von Mindfulness und kann den Geist stabilisieren und beruhigen.
Dennoch gilt: „… so intensiv und befriedigend es auch sein mag, sich in der Konzentration zu üben, bleibt das Ergebnis doch unvollständig, wenn sie nicht durch die Übung der Achtsamkeit ergänzt und vertieft wird.
Für sich allein ähnelt sie (die Konzentration) einem Sich-Zurückziehen aus der Welt. Ihre charakteristische Energie ist eher verschlossen als offen, eher versunken als zugänglich, eher tranceartig als hellwach. Was diesem Zustand fehlt, ist die Energie der Neugier, des Wissensdrangs, der Offenheit, der Aufgeschlossenheit, des Engagements für das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrung.
Dies ist die Domäne der Achtsamkeitspraxis…“ (Kabat-Zinn, Im Alltag Ruhe finden, 2015, S. 77).
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie ist ein Behandlungsansatz, der aus der sogenannten „dritten Welle“ der kognitiven Verhaltenstherapie hervorgegangen ist. Begriffe wie Achtsamkeit, Akzeptanz, Spiritualität und persönliche Werte bilden das Kernkonzept dieses Ansatzes. ACT integriert ebenso Ideen aus alten Weisheitstraditionen. Sie strebt eine Änderung nicht-zielführenden Verhaltens an.
Lebensfreude kann als Konsequenz einer bejahenden Einstellung dem Leben gegenüber entstehen. Sie ist auch die Folge eines Prozesses von Wahrnehmen, Annehmen, In-Distanz-gehen-können, Analysieren, Perspektiverweiterung, des Verbundenseins mit sich selbst und schließlich eines übergeordneten Handels orientiert an langfristigen Werten.
Wenn wir uns selbst tiefer verstehen und unsere verletzten Bedürfnisse versorgen lernen, kann innere Ruhe möglich werden. Was können wir dennoch tun, welche Bedingungen bereiten wir vor, wie wählen wir bewusster, damit Lebensfreude folgen kann? Denken wir dabei auch an unseren Körper und dessen Bedürfnisse, erkennen, unterstützen und versorgen wir ihn als „Fahrzeug in der Welt und Erfahrensmöglichkeit von Glück“. Beginnen wir ganz klein: Welche Rückmeldung kann uns bereits eine aufgerichtete Körperhaltung geben?
Die eigene Erfahrung ist dabei der überzeugendste Redner. Wenn es gelingt, auch in einer angespannten Situation körperliche Symptome bejahend zu fühlen, ist es möglich, verbunden zu reagieren. Da wir heute schnell wechselnden Reizen ausgesetzt sind, gewinnt eine gute Verankerung im Körper an Bedeutung.
Im MBSR-Programm wird die Körperwahrnehmung auch mithilfe des Bodyscans geübt. Missempfindungen und Körpersignale können als zum Leben gehörend gleichmütiger wahrgenommen werden. Der Körper hilft, Gefühle zu verankern und diese zu regulieren. Bei wiederkehrenden Signalen kann auf sie eingegangen werden, sodass es nicht zu schwereren Störungen kommen muss (Prophylaxe).
Die Körpererinnerung ist entwicklungsgeschichtlich vor mentaler oder emotionaler Erinnerung anzusetzen. Unser Körper beinhaltet das Ergebnis unserer Entwicklungserfahrungen. So ist es sinnvoll, unsere körperlich spürbaren Erinnerungen wahrzunehmen und dieses innere Wissen verstehen und ihm vertrauen zu lernen. Durch entsprechende Übungen können wir dem begegnen, was jenseits unserer Sprache – also unmittelbar – erfahrbar ist. Ehemals verborgene Muster können ans Licht treten und verstanden werden.
Durch therapeutisches Begleiten können wir uns dem zuwenden, was hilfreicher ist und uns neu verkörpern. Das Gehirn repräsentiert dieses neu Erfahrene neuroplastisch. Die Neurowisssenschaften können entsprechende Gehirnaktivität z.B. durch funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) sichtbar machen. Konkret können wir unseren Körper einerseits nutzen, Unbewusstes zu entschlüsseln und zu prozessieren, und ihm andererseits neue verkörperte Erfahrungen, gar sensorisches Überschreiben anbieten.
Nutzen Sie die Körperpsychotherapie als eine Möglichkeit des unmittelbaren Erfahrungs- und Begegnungsfeldes mit sich selbst. Integrieren Sie auch sensorische Bottom-up-Möglichkeiten neben rein mentalem Top-down, um gerade dadurch höhere kognitive Funktionen anzuregen.
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine gesicherte Psychotherapiemethode, die ihren Ursprung in der Psychotraumatherapie hat. Die Anwendungsmöglichkeiten von EMDR reichen jedoch weit darüber hinaus. EMDR basiert darauf, dass jeder Mensch über bilaterale Aufmerksamkeit über eine natürliche Fähigkeit zur Informationsverarbeitung verfügt, mit deren Hilfe er belastende Erfahrungen, entwicklungsgeschichtlich nachteiliges Erleben oder aktuelle Herausforderungen verarbeiten kann.
Über gleichzeitige Fokussierung auf die vier wesentlichen Repräsentationsebenen – Bild, Kognition, Emotion und Körperkorrelat – wird eine Erinnerung entsensibilisiert. Letztlich geht es darum, die im Zuge des traumatischen Stresses dysfunktional gespeicherten Erinnerungen aus dieser steckengebliebenen Verbindung herauszulösen, und somit als Ereignis mit seinen Begleiterscheinungen der Vergangenheit kortikal einzuordnen.
Wenn Stress aufgrund von traumatischem Erleben durch Intrusionen (Wiedererinnern und Wiedererleben von traumatischen Erlebnissen), Vermeidung, negativer Veränderung von Kognitionen und der Stimmung sowie Veränderung der Erregbarkeit und Reaktivität zustande kommt, bedarf es spezieller Psychotraumatherapie.
Metaanalysen zeigen, dass es neben einer Stabilisierung zu gegebenem Zeitpunkt der erneuten Zuwendung (Konfrontation) bedarf. Nur wenn das physiologisch durcheinandergeratene Stresssystem und die damit verbundenen belastenden Gefühle, Körperempfindungen, sensorischen Fragmente und in dem Moment entstandenen Kognitionen mithilfe entsprechender Therapie bearbeitet werden, kann sich traumatisch konditioniertes Stresserleben lösen.
So wie wir in Beziehungen verletzt werden können, so heilen wir auch in Beziehungen, in der zu uns selbst und in der Beziehungsgestaltung mit anderen. Obwohl die IPT in psychodynamischem Denken wurzelt, setzt sie kognitiv-verhaltenstherapeutische Elemente ein, um effektiv zu sein. Sie beinhaltet Hausaufgaben und ist ihrem Umfang nach zeitlich begrenzt.
Entspannung, engl. „relaxation“, ist ein Zustand reduzierter Aktivität des autonomen Nervensystem, speziell des sympathischen Zweiges.
Um den Stress des Alltags ohne Schäden, z. B. in Form von stressinduzierten Erkrankungen verarbeiten zu können, ist es wichtig, nach einer Phase der Aktivierung wieder entspannen zu lernen und in einen ruhigeren inneren Gleichgewichtszustand zu finden (Homöostase).
Wir lernen, Stresssituationen frühzeitig zu identifizieren. Dadurch
erhalten wir vielfältige Möglichkeiten, bewusster zu agieren, anstatt lediglich automatisch durch die mobilisierte Verteidigungskaskade menschlicher Stressreaktion.
Um Regulationsstörungen des Nervensystems auszugleichen, erforschen wir im MBSR-Kurs und in der achtsamkeitsbasierten Psychotherapie verschiedene körperliche und mentale Techniken, die letztendlich die Entspannungs-Reaktion des Organismus anstoßen, einen Zustand von Gelassenheit, Wohlbefinden, erhöhter Konzentration und sozialer Zugewandtheit erzeugen. Wichtig ist bei jedem Verfahren das regelmäßige Üben, damit neue neuronale Wege entstehen können.
Da Entspannung Auswirkungen auf verschiedene psycho-physiologische Funktionen des Körpers hat (Muskelspannung wird geringer, Herzfrequenz und Blutdruck normalisieren sich, Stresshormone, Cortisol- und Adrenalinausschüttung wird unterbrochen), ist es sinnvoll, diese Verfahren in das Leben zu integrieren.
Entspannung meint im MBSR „wohlwollend-bewusste und nicht-wertende Aufmerksamkeit“. Stressbewältigung durch Achtsamkeit unterscheidet sich dadurch vom Zustand des Schlafes, der ebenfalls als entspannend erlebt werden kann.
Mit der Schulung von Achtsamkeit wird eine Wachheit und feinere Wahrnehmung von Körperempfindungen, Gedanken und Gefühlen angestrebt. So können Situationen, die zur Auslösung von Stress führen, frühzeitig erkannt werden. Außerdem lassen sich wenig zielführende automatische Abläufe und Verhaltensmuster („Autopiloten“), die in vergangenen Zeiten hilfreich waren, identifizieren und ersetzen.
Durch diese Art Bewusstheit erhalten wir eine klarere Sicht auf die Dinge und können geeignetere Handlungsalternativen entwerfen. Erst wenn wir lernen, unsere automatischen Impulse zu steuern, können wir so etwas wie „weises Handeln“ entwickeln.
Nur wenn wir aufmerksam sind und frühzeitig erste Signale von Anspannung und Unruhe bemerken, haben wir die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir vorgehen wollen.
So kann aus dem Innehalten und Wahrnehmen körperlicher Prozesse eine kreative Reaktion entstehen und als Folge eine schnellere Entspannung und Regeneration.
Dieser geistige Prozess der Selbsterkenntnis geht über eine rein körperliche Entspannungstechnik hinaus. Denn hier geht es ebenso um das Erkennen vormals unbewusster Handlungen, stressverschärfender Gedanken, körperlicher Prozesse und schwieriger Emotionen.
Lernen Sie Achtsamkeit und MBSR in meinen MBSR-Kursen oder MSC-Kursen in Bonn.